Zum Sammeln von Fahrradsteuerkopfschildern bin ich im Alter von zehn Jahren durch
meine Schulfreunde Erik und Uwe Mitzscherlich gekommen. Die Zwillinge hatten an eine
Schuppentür verschiedene Dinge genagelt, die sie von einem nahegelegenen Schrottsammelplatz mitgebracht hatten. Neben Schildern von Staubsaugern und Herden hingen
dort auch einige Fahrradschilder. Der große Stolz war ein altes Naumann-Schild, das wir
sehr verehrten. Uns schien das ein interessantes Sammelgebiet zu sein und so beschlossen wir, gemeinsam möglichst viele Schilder zusammenzutragen. Seit 1980 sind wir
fast an jedem Wochenende mit unseren Fahrrädern von Dorf zu Dorf gefahren, um auf
Müllkippen und an Waldrändern nach weggeworfenen Fahrrädern zu suchen. Manches
Fahrrad wurde regelrecht ausgegraben und es gab immer ein großes Hallo, wenn ein
unbekanntes Schild dran war. Selbst wenn Fahrräder seit Jahrzehnten in der Erde lagen,
konnten die Schilder – da oft aus Buntmetall – noch gerettet werden.
Abmontierte Schilder wurden mühevoll gereinigt und später auf einen selbstgebauten
Holztisch genagelt. Wenn ich da an die Opel-ZR 3-Fahrräder denke, von denen wir nur die
Schilder abmontierten … , mit 12 Jahren wussten wir es nicht besser! Die Schilder wurden
natürlich in der Rahmenform erhalten.
Ab ca. 100 Schildern war das selbstgebaute Holzgestell überfüllt! So baute mein Vater
einen Schrank mit ausziehbaren Böden, auf denen die Schilder aufgeklebt wurdenpa
Damit jeder einmal die Sammlung bei sich haben konnte, zog dieser Schilderschrank
regelmäßig zweimal im Jahr um. Sechs Monate stand er bei Uwe und Erik, sechs Monate
stand er bei mir.
Durch andere Interessen von Erik und Uwe blieb die Sammlung schließlich seit ca. 1986
bei mir stehen. Wir hatten bis dahin ca. 250 verschiedene Steuerkopfschilder, einige
Schutzblechembleme, Zubehör und auch drei alte Fahrräder zusammengetragen.
Jahre später war dieser Schrank überfüllt und mein Vater baute drei neue Schränke mit
einem Fassungsvermögen von ca. 2.500 Schilder. Dieses Fassungsvermögen reicht bis in
alle Zeit, dachte ich damals. Die ausziehbaren Holzplatten bekamen einen Filzbelag, auf
denen die Schilder mit Stecknadeln befestigt wurden.
In dieser Zeit lernte ich auch weitere Sammler durch Annoncen oder auf Schrottsammelplätzen kennen. Jetzt wurden doppelte Schilder getauscht oder auch auf Trödelmärkten
erworben. Neben den wenigen DDR-Schildern (keine 100 verschiedene insgesamt) bestand meine Sammlung fast nur aus Vorkriegsware.
Mit der Grenzöffnung im Herbst 1989 konnten neue Sammler und Teilemärkte besucht
werden. Besonders die in der DDR völlig unbekannten westdeutschen Nachkriegsmarken füllten schnell meine Sammlung. Nun wurde das Hobby auf einmal teuer. Dennoch
verwarf ich den Gedanken, nur Schilder bis zum 2.Weltkrieg zu sammeln. War ein Schild
nicht zu bekommen, zeichnete ich es als Nachweis ab.
Neben eigener Suche bei alten Mechanikern oder auf Märkten kann ich heute auch mit
der Unterstützung vieler Sammelfreunde rechnen.
Meine ca. 4.000 verschiedenen deutschen Steuerkopfschilder finden nun genügend Platz
in einem großen Schrank mit 54 Schiebern. 1.500 passen noch rein.
Das reicht doch, oder?
Frank Papperitz, 2018